Puch-Zweitakt-Doppelkolbenmotor

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Puch-Doppelkolbenmotor: Bei diesem Puch-Zweitakt-Doppelkolbenmotor hat jeder Kolben sein eigenes Pleuel und kein Kolben hat ein Langloch für den Kolbenbolzen.

Der Puch-Zweitakt-Doppelkolbenmotor war ein gleichstromgespülter Zweitaktmotor, bei dem zwei Kolben in direkt beieinanderliegenden Zylindern den Brennraum gemeinsam haben und über ein geteiltes Pleuel auf eine Kurbelwellenkröpfung[1] wirken. Wegen seiner technischen Eigenschaften und seines bescheidenen Kraftstoffverbrauches wurde er in Motorrädern verwendet. Die Puch-Werke in Graz stellten Motoren dieser Bauart von 1923 bis 1970 her.

Weitere wichtige Hersteller von Doppelkolbenmotoren waren Garelli[2] in Italien und die Triumph-Werke Nürnberg.

Der italienische Ingenieur Giovanni Marcellino erfand und konstruierte in den 1920er-Jahren diesen Motor für Puch.[3][4] Der Puch-Doppelkolbenmotor erschien zuerst 1923 in dem Motorradmodell Puch LM; mit 36 mm Bohrung und 60 mm Hub ergab sich ein Hubraum von 122 cm³. Der Motor leistete etwa 2 PS bei 2500/min, laut Prospekt betrug die Höchstgeschwindigkeit 60 km/h und das Gewicht 42 kg. Die Zweigangnabe im Hinterrad enthielt auch die Kupplung. Schon in einem Jahr war die erste Serie von 2500 Stück ausverkauft.[5] Er versuchte mit dessen Einbau in ein „Volksmotorrad“ das Grazer Unternehmen aus einer finanziellen Krise zu retten. Dies gelang dann sehr schnell: Der Doppelkolbenmotor wurde zum großen Erfolg. In erster Linie rüstete Puch während Jahrzehnten seine Motorräder mit einem Hubraum von 125 bis 500 Kubikzentimetern mit ihm aus. bis 1970 liefen in Graz Maschinen vom Typ Puch 250 SG(A), 250 SGS, 250 TF, 175 SV etc. mit Zweitakt-Doppelkolbenmotoren vom Band.

Puch SGS mit quer eingebautem 250-cm³-Doppelkolbenmotor

Beim Zweitaktmotor nach dem Puch-Doppelkolben-Prinzip wirkt jede Kurbelwellenkröpfung über ein gegabeltes oder geteiltes Pleuel und zwei Kolben in eigenen Zylindern[6] auf einen Verbrennungsraum. Die beiden Kolben laufen nicht parallel, das heißt ein Kolben eilt beim Verdichten vor und beim Arbeitstakt nach.[3] Damit lässt sich das Öffnen und Schließen der Schlitze in den Zylinderwänden für den Ein- und Auslass zeitlich gut steuern (asymmetrisches Steuerdiagramm). Die Spülung im Zylinder war besser als bei anderen Zweitaktmotoren, es wurde nahezu kein Frischgas ausgestoßen. Das Ergebnis war ein geringerer Kraftstoffverbrauch. Die Motoren wurden ursprünglich längs in Motorräder eingebaut, der doppelte Zylinder wurde gleichmäßig vom Fahrtwind gekühlt. Bei der Puch 500 waren zwei Einheiten längs hintereinander eingebaut und die hinteren Zylinder schlechter gekühlt, was der Leistung Grenzen setzte. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden Einzylindermotoren auch quer eingebaut, was Kühlprobleme für den hinteren Teil mit sich brachte. Die Motoren liefen mehrere tausend Stunden ohne Reparatur und blieben sparsam; nachteilig war die Gefahr von Kolbenklemmern, wenn der Kraftstoff ausging.

  • Friedrich F. Ehn: Das große Puch-Buch. Die Puch-Zweiradproduktion von 1890–1987. 8. Auflage. Weishaupt, Gnas 2013, ISBN 978-3-900310-49-3.

Einzelnachweise und Anmerkungen

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  1. Jedoch hat jeder Kolben im Doppelkolbenmotor der Puch 350 GS ein eigenes Pleuel; die Hubzapfen sind um etwa 20° Kurbelwinkel gegeneinander versetzt. Quelle: Christian Bartsch (Herausgeber): Ein Jahrhundert Motorradtechnik. VDI Verlag, Düsseldorf 1987. ISBN 3-18-400757-X. S. 142
  2. 1919, lange vor Puch, hatte Alberto Garelli einen Doppelkolbenmotor - allerdings mit symmetrischem Steuerdiagramm - von 314 cm³ und 350 cm³ Hubraum gebaut; mit diesem Motor hatte Rudolf Caracciola 1924 in Zittau am selben Tag ein Berg- und ein Flachstreckenrennen gewonnen. Quelle: Helmut Hütten Schnelle Motoren - seziert und frisiert. Motorbuch Verlag Stuttgart, 10. Auflage 1984. ISBN 3-87943-974-5. Seite 299–300.
  3. a b Patent AT98567B: Zweizylindrige Zweitaktverbrennungskraftmaschine. Angemeldet am 17. Februar 1923, veröffentlicht am 25. November 1924, Anmelder: Puchwerke AG.
  4. Patent AT120661B: Drei- oder mehrzylindrige Zweitaktbrennkraftmaschine. Angemeldet am 17. Oktober 1929, veröffentlicht am 10. Januar 1931, Anmelder: Austro Daimler Puchwerke AG, Erfinder: Giovanni Marcellino.
  5. Helmut Krackowizer: Meilensteine der Motorradgeschichte. Gondrom, Bindlach 1995 (Lizenz Paul Pietsch Verlag, Stuttgart). ISBN 3-8112-1271-0. Seite 41.
  6. Nach DIN 1940, Ausgabe März 1958, zählen mehrere Zylinder, die zu einem Verbrennungsraum gehören, als ein Arbeitszylinder.